Erbgut einer verschwundenen Säugetierfamilie entdeckt

Sonntag, September 18, 2016


Karibische Spitzmäuse entwickelten sich noch im Zeitalter der großen Dinosaurier – ihr Ende kam mit der Ankunft des Menschen

London – Britische Forscher haben das Erbgut einer Tierfamilie unter die Lupe genommen, die der Ankunft des Menschen zum Opfer gefallen ist: Karibische Spitzmäuse (Nesophontes) lebten zumindest bis ins 16. Jahrhundert auf verschiedenen Inseln der Karibik. Nach der Ankunft der Europäer begannen die Tiere zu verschwinden:  Man vermutet daher, dass die Nahrungskonkurrenz durch die Neozoen wesentlich zum Aussterben der Karibik-Spitzmäuse beitrug, eine weitere Rolle dürften die Waldrodungen und die Umwandlung ihres Lebensraumes in Plantagen gespielt haben. Frische Überreste deuten möglicherweise an, dass manche Arten bis ins 19. oder frühe 20. Jahrhundert überlebt haben könnten.

Karibische Spitzmäuse erreichten vermutlich eine Körperlänge von fünf bis 15 Zentimetern. Sie besaßen eine lange, biegsame Schnauze, einen langgezogenen, schlanken Kopf, der Schwanz war ebenso lang wie der Körper.

Verwandtschaft

Ihrem Namen zum Trotz waren sie keine eigentlichen Spitzmäuse, aber mit diesen verwandt: Auch sie gehörten zur Ordnung der Insektenfresser, was zugleich auch ihrer Ernährungsweise entsprach. Ihre nächsten Verwandten innerhalb dieser Ordnung dürften die auf Kuba und Hispaniola lebenden Schlitzrüssler sein, die um einiges größer sind, erstaunlicherweise ihre kleinen Verwandten aber überlebt haben.


Auch von den Schlitzrüsslern unterschieden sich die Karibischen Spitzmäuse aber deutlich, berichten Wissenschafter um Ian Barnes vom Naturhistorischen Museum in London im Fachblatt "Molecular Biology and Evolution". Zur Analyse der Nesophontes-DNA nutzten die Forscher Knochenreste eines Exemplars, die in einem Eulengewölle gefunden worden waren.

Die beiden Insektenfressergruppen dürften sich bereits voneinander getrennt haben, als sich im Norden der Karibik vulkanische Inseln gerade erst herauszubilden begannen. Die evolutionären Wurzeln dieser Tiere reichen laut den Forschern 70 Millionen Jahre zurück, also bis ins Zeitalter der großen Dinosaurier. Vor ein paar Jahrhunderten dann fand diese lange Geschichte ein Ende – und nicht nur die der Karibischen Spitzmäuse: "Nesophontes war nur eines der Dutzenden Säugetiere, die in der Neuzeit in der Karibik ausstarben", so Barnes. (red, APA, 17. 9. 2016)

Hier gibts noch mehr über den süßen kleinen Verwandten:
http://www.karibik-news.com/insel/tiere/487-dominikanischer-schlitzruesller-solenodon-paradoxus.html
Quelle:
http://mobil.derstandard.at/2000044306780/Erbgut-einer-verschwundenen-Saeugetierfamilie-untersucht?ref=rss
https://de.wikipedia.org/wiki/Karibische_Spitzm%C3%A4use

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